Erfahrungsberichte aus einem Kairo, das Straßen wie Pyramiden mit Licht bestrahlt während die Bevölkerung im Dunklen sitzt. Ein Panelbericht von Jonas Rosen.
Lage der Energieversorgung in Ägypten
- Hauptstromlieferanten Gas und Öl
- angespannte finanzielle Lage durch gesunkene Devisenreserven
- vollständige Versorgung kann nicht aufrecht erhalten werden
- häufige Stromausfälle
- wachsende Bevölkerung
- Investitionen in Erneuerbare Energie sollen Entspannung bringen (insbesondere Photovoltaik und Windkraft)
Nach dem arabischen Frühling steht Ägypten noch vor vielen Baustellen. Im Alltag der Menschen macht sich die instabile Energieversorgung besonders bemerkbar und ein geregeltes Leben schwierig. Von der politischen Situation und ihrem Hintergrund, den Schwierigkeiten im alltäglichen Leben bis hin zu den ersten „grünen“ Bauten – Ägypter gewähren uns einen Einblick in ihr Leben nach der Revolution.
Politisch wie wirtschaftlich ist Ägypten noch instabil
Das Land lebte 30 Jahre unter dem autoritären Regime von Husni Mubarak und sucht seit der Revolution 2011 immer noch nach Stabilität. Nach dem arabischen Frühlings steckt das Land in einer Kreditklemme, die es ihm unmöglich macht, seinen Bedarf an Energie zu finanzieren. So müssen Teile der Bevölkerung täglich mit unvorhersehbaren „Blackouts“ rechnen. „Wenn sie eine stabile Stromversorgung wollen, ziehen sie in die Nachbarschaft des Präsidenten“, weiß Dr. Mona Magdy, Dozentin für Kommunikationswissenschaft an der Deutschen Universität von Kairo, zu berichten. „In seinem Viertel brennt immer Licht:“
Das Land speist seine Stromversorgung vor allem aus Kraftwerken, die mit Öl und Erdgas verbrennen. Die Anlagen und Ressourcen reichen aber bei weitem nicht, um den steigenden Energiebedarf der Bevölkerung zu decken.
Täglich muss man sich auf „Blackouts“ gefasst machen
Zwei Studentinnen von Mona Magdy bringen die Problematik auf eine persönlichere Ebene. Die häufigen Stromausfälle wirken überflüssig, wenn man bedenkt, wofür der vorhandene Strom verwendet wird. „Noch im Morgengrauen kann man in Kairo, der Stadt die niemals schläft, die Straßenbeleuchtung flackern sehen.“ Rita Zakarian hat sich zum Thema gesetzt, die Fehlverwendung von Strom aufzuzeigen, und stößt dabei auf so manche Absurdität. Ihre Kommilitonin Nawarra Hany Mehrem hat die Thematik in einem Artikel verarbeitet. „My Daily Life with Blackouts“ beschreibt ihren von Stromausfällen geprägten Tagesablauf. Sie macht deutlich, wie stark Strom im Alltag genutzt wird und dass die Abhängigkeit davon erst auffällt, wenn man ohne ihn zurecht kommen muss.
Erneuerbare Energien sowie effizienter Ressourcenumgang noch wenig ausgebaut
Aus europäischer Sicht möchte man dem Land oberlehrerhaft sagen, dass erneuerbare Energien und effizienter Ressourcenumgang doch so nahe liegen: „Am Nil scheint doch immer die Sonne – nutzt die Solarenergie.“ Das, so weiß Ahmed El Maghraby, Ingenieur in Kairo, ist jedoch nicht so einfach. Die Technik, die zu Gewinnung von Solarenergie benötigt wird, muss fast ausschließlich importiert werden und das kostet Geld. Geld, das die Bewohner des stark gebeutelten Lands nicht aufbringen können. Einen effizienten Ressourcenumgang jedoch treibt El Maghraby durch die Planung von energieeffizienten Bauten nach hohen Standards voran.